Wirtschaftsspiegel Thüringen - Ausgabe 4/15 - page 10

Automotive
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Die Produktionskapazitäten im Nafta-Raum und in China wachsen
mit hoher Geschwindigkeit, die globale Nachfrage wird zunehmend
lokal bedient. Diesem Trend müssen sich auch mittelständische
Zulieferer stellen. „Die vergangenen Jahre zeigen: Globale Präsenz
und starker Heimatstandort sind kein Widerspruch, brauchen aber
politischen Zuspruch: Wir müssen alles tun, um die Stärke der in-
ländischen Standorte auch künftig zu sichern. Da ist die Politik jetzt
mehr gefordert“, betonte Matthias Wissmann, Präsident des
Verbandes der Automobilindustrie (VDA), auf dem 15. Mittel-
standstag des VDA in Gravenbruch bei Frankfurt/Main vor 200
hochrangigen Gästen.
Innovationskraft der
Unternehmen muss
erhalten bleiben
Zudem sprach sich Wissmann für eine
Sonderabschreibung von 50 Prozent der
Anschaffungskosten im ersten Jahr für
gewerblich genutzte Elektrofahrzeuge
aus, um Marktimpulse zu setzen. Beim
zweiten großen Innovationsthema, dem
vernetzten und automatisierten Fahren,
sei die Zulieferindustrie nicht nur mit
dabei, sondern in vielen Bereichen
„Treiber der Entwicklung“. Die hierfür
notwendigen Investitionen stellten für
die mittelständischen Unternehmen al-
lerdings eine große Herausforderung
dar: „Hier kann die Politik helfen. Eine
steuerliche Förderung, die es in wichti-
gen Wettbewerbsländern ja bereits gibt,
gehört wieder auf die Tagesordnung“,
sagte Wissmann.
Er wies auch auf die großen Chancen
hin, die das geplante Freihandelsab-
kommen zwischen den USA und der EU
(TTIP) insbesondere für mittelständi-
sche Firmen biete: „Gerade für kleine
und mittelgroße Unternehmen ist es
von existenzieller Bedeutung, dass ihre
Investitionen planbar und vor Diskri-
minierung und Willkür geschützt sind.
Lasst dem industriellen Mittelstand die
Schiedsgerichte!“, appellierte Wiss-
mann. „Investitionsschutz ist ein funda-
mentaler Baustein für die Erfolgsstra-
tegie unserer Industrie, einer
Kombination aus Export aus Deutsch-
Wissmann erklärte, dass die Politik
wertvolle Zeit nicht länger ungenutzt
verstreichen lassen dürfe: „Die Vielzahl
der ‚sozialpolitischen Wohltaten‘ der
Bundesregierung – Rentenpaket, Min-
destlohn, geplante Einschränkungen bei
Werkverträgen und Zeitarbeit, um nur
einige zu nennen – sind insgesamt ein
schwerer Rucksack, den die Betriebe
schultern müssen.“ Die Arbeitskosten
am Automobilstandort Deutschland sei-
en im vergangenen Jahr erneut schnel-
ler gestiegen als bei manchen Nach-
barn, der Abstand zu anderen euro-
päischen Standorten habe sich vergrö-
ßert. „Die Herausforderungen der Zu-
kunft – beschleunigter Globalisierungs-
trend, demografischer Wandel, gerin-
geres Fachkräftepotenzial – werden so
nicht gemeistert, sondern eher ver-
schärft. Gefragt sind jetzt innovative
Ansätze, zum Beispiel eine Flexi-Rente“,
unterstrich der VDA-Präsident. Weiteren
Belastungen erteilte Wissmann eine
klare Absage. Neue Belastungen droh-
ten familiengeführten Unternehmen
aber mit der Erbschaftssteuerreform:
„Gerade bei diesem Vorhaben müssen
Investitions- und Innovationskraft der
Unternehmen erhalten bleiben. Obers-
tes Ziel der Reform muss es sein, den
Fortbestand der Unternehmen im Ge-
meinwohlinteresse zu sichern“, betonte
Wissmann.
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