Wirtschaftsspiegel Thüringen - Ausgabe 4/15 - page 38

Unternehmertum
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Mit 1,6 Prozent wuchs die Thüringer Wirtschaft im vergangenen Jahr genauso stark wie im Bundesdurchschnitt.
„Auch das erste Quartal 2015 war vielversprechend. Der Industrieumsatz in Thüringen stieg deutlich stärker als
im Bundesdurchschnitt und die Auftragseingänge erholten sich ebenfalls“, erläuterte Dr. Gertrud R. Traud,
Chefvolkswirtin der Helaba, bei der Präsentation der Studie in Erfurt.
Wirtschaftswachstum in
Thüringen setzt sich 2015 fort
Die Dienstleistungsbereiche lieferten in Thüringen 2014 mit einem
Plus von 1,5 Prozent eine etwa gleich hohe Wachstumsrate wie in
Deutschland insgesamt. Da in Thüringen auf ein „starkes Dienst-
leistungsjahr“ häufig ein schwächeres folgt, erwarten die Helaba-
Volkswirte für das laufende Jahr, dass sich das Bruttoinlandsprodukt
verhaltener entwickeln wird als im Vorjahr. „Das Wirtschaftswachs-
tum wird 2015 in Thüringen mit etwa 1,5 Prozent etwas schwächer
ausfallen als bundesweit mit 1,8 Prozent“, prognostiziert Traud.
In den 25 Jahren seit der Wiedervereinigung hat sich nahezu alles
verändert und das Land musste viele Herausforderungen meistern.
Wie stark der Faktor Zeit wirkte und wie er genutzt wurde, ist in
Thüringen besonders spürbar. Zunächst mussten sich die Unterneh-
men dem nationalen und internationalen Wettbewerb stellen. Dabei
bewährte sich die Qualität der Thüringer Produkte. Manches Unter-
nehmen schaffte sogar den Sprung zum Weltmarktführer. Insgesamt
erhöhte sich der wirtschaftliche Output der Thüringer Industrie
enorm: Die Bruttowertschöpfung pro Einwohner ist seit 1991 um
mehr als 50 Prozentpunkte gestiegen und liegt inzwischen bei über
70 Prozent des deutschen Durchschnitts. Eine derartige Aufholjagd
hat kein anderer Wirtschaftszweig hingelegt.
Dies ist umso beachtlicher, als die Bevölkerung in diesem Zeitraum
stark zurückging. Viele Menschen entschieden sich, die Chancen auf
eine schnelle Verbesserung ihres Wohlstands im anderen Teil
Deutschlands zu suchen und verließen Thüringen. Inzwischen hat
sich der Wanderungssaldo wieder umgekehrt: Es kommen mehr
Menschen nach Thüringen als gehen.
Dies beruht zu einem kleinen Teil darauf, dass die Fortzüge in ande-
re Bundesländer abnehmen. Die Hauptursache ist aber der Zuzug aus
dem Ausland. Hier wartet schon die nächste Aufgabe: Die erfolgrei-
che Integration der Neuankömmlinge erfordert Sprach- und Bil-
dungsprogramme des Landes und der Unternehmen. Die Bevölke-
rung ist dazu aufgerufen, sich offen für Neues zu zeigen, zumal der
Anteil der Ausländer an den Thüringer Einwohnern unter zwei
Prozent liegt (alte Bundesländer neun Prozent).
Wichtig ist aber auch, dass investiert wird. Im Jahr 25 nach der Wie-
dervereinigung sind manche Hightech-Produktionsanlagen in die
Jahre gekommen. Hier sind Investitionen gefragt. (em/tl)
Die Helaba-Studie finden Sie hier:
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