Wirtschaftsspiegel Thüringen - Ausgabe 4/15 - page 11

ten internationalen Automobilmana-
gern weiterhin als attraktiver Standort
angesehen.
Dennoch dürfe sich Deutschland nicht
auf dem Erreichten ausruhen: „Die
Energie- und Arbeitskosten in der deut-
schen Automobilindustrie sind im inter-
nationalen Vergleich bereits sehr hoch
– und hohe Tarifabschlüsse erhöhen
noch den Druck auf Hersteller und Zu-
lieferer, weiter Kosten zu senken“, heißt
es in der Studie. Die Aufgabe, einen
möglichst großen Anteil der Produktion
am Standort Deutschland zu halten,
werde nur unter wettbewerbsfähigen
politischen Rahmenbedingungen und
mit ständigen Kostensenkungs- und
Effizienzsteigerungsmaßnahmen zu
leisten sein. Unter Zulieferern werde
der hohe Kosten- und Innovationsdruck
aller Voraussicht nach den Weg für wei-
tere Konsolidierungen ebnen, so die
Studie, für die eine Befragung von 300
Unternehmen der weltweiten Auto-
mobilindustrie, davon über 90 Prozent
Zulieferunternehmen, durchgeführt
wurde. (em/tl)
Automotive
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Foto: VDA
land mit Vor-Ort-Produktion.“ Aller-
dings bleibe nicht mehr viel Zeit, um
mit TTIP wichtige weltweite Maßstäbe
zu setzen, die Verhandlungen sollten
daher zügig vorangetrieben werden.
VDA-Vize Arndt G. Kirchhoff lenkte den
Fokus auf wettbewerbsfähige Standorte
in Deutschland. „Im Mittelpunkt stehen
erstens Internationalisierung und Loka-
lisierung sowie zweitens Standortsi-
cherung. Aber sind das wirklich zwei
Seiten? Haben wir nicht in den letzten
zwei Jahrzehnten – Automobilhersteller
und Zulieferer – mit unseren Standor-
ten in Deutschland erheblich von den
internationalen Erfolgen und den damit
verbundenen Investitionen auf Wachs-
tumsmärkten profitiert? Oder anders
gefragt: Sind die internationalen Erfolge
der deutschen Automobilindustrie und
das Profitieren von wachsenden Märk-
ten nicht überhaupt nur denkbar, solan-
ge wir wettbewerbsfähige Standorte
hier in Deutschland haben? Mit Blick
auf Wettbewerber in anderen europäi-
schen Ländern kann die Antwort nur
lauten: Ja! Die starke Position, die sich
die deutschen Unternehmen erarbeitet
haben, liegt in der Internationalisierung
begründet“, so Kirchhoff.
Sie sei somit eine der Hauptursachen
für den Erfolg der mittelständischen
und oft familiengeführten Unterneh-
men in Deutschland. Die Familienunter-
nehmer seien fest verwurzelt mit den
heimischen Standorten, sie sind und
bleiben Ausgangsbasis für Wachstum.
Das Verharren in einer bislang vielleicht
noch lukrativen Nische am heimischen
Standort könne jedoch kein Zukunfts-
modell sein, so Kirchhoff weiter: „Un-
sere Unternehmer wissen: Auch kleine-
re Zulieferer müssen sich international
orientieren.“
Barb Samardzich, Chief Operating Of-
ficer (COO) Ford of Europe, sprach auf
dem VDA-Mittelstandstag über die neu-
en Megatrends, die sich auf die Zukunft
der Mobilität auswirken werden, und
über die Sichtweise von Ford auf künf-
tige Innovationen im Verkehrswesen.
Dabei fokussierte sie auf wichtige in-
dustrielle Trends, Technologien und
Innovationen von „Big Data“ – über po-
sitive Kundenerlebnisse und Konnek-
tivität bis hin zum autonomen Fahren.
Anhand dieser Themenfelder erläuterte
sie, wie Ford gemeinsam mit seinen
Entwicklungs- und Zulieferpartnern an
neuen Projekten arbeitet. Ziel dabei sei
es, in allen Fahrzeugsegmenten bezahl-
bare und nachhaltige Technologie-Neu-
heiten für vernetzte, effiziente Mobi-
litätslösungen zu schaffen. Außerdem
sprach Barb Samardzich auch über die
Pläne zur Weiterentwicklung von Ford
in Europa, in deren Mittelpunkt die
Themen Kosten, Qualität und Produkt
stehen.
Dr. Karl Pall, Director Brand Solutions,
Google Europe, sprach über „Unter-
nehmerische Chancen in einer digitali-
sierten Welt“ und betonte: "Noch vor
wenigen Jahren waren Tablets, Smart-
phone und kabelloses Internet Science
Fiction. Heute trägt fast jeder einen
Supercomputer in der Tasche. Groß-
konzerne – aber auch Mittelständler –
sollten die Chancen der neuen
Technologien für sich nutzen und prü-
fen, wie sie ihr Geschäftsmodell weiter-
entwickeln können. Um die digitale
Transformation zu meistern, braucht es
die drei M: Mindset, Manager und
Mitarbeiter. Digitalisierung muss ‚von
oben‘ gelebt werden. Ein Chief Digital
Officer kann Marketing-, Vertriebs- und
IT-Kompetenz vereinen. Und nicht zu-
letzt braucht ein Unternehmen im digi-
talen Zeitalter motivierte Mitarbeiter,
die sowohl die Kompetenz als auch die
Freiheit haben, Entscheidungen zu tref-
fen.“
Peter Fuß, Senior Advisory Partner
Automotive, Ernst & Young (EY), prä-
sentierte auf dem Mittelstandstag die
Ergebnisse der neuen Studie „Auto-
mobilstandort Deutschland 2015 –
Status quo und neue Herausforde-
rungen“, die Ernst & Young im Auftrag
des VDA erstellt hat. Der aktuelle
Befund ist erfreulich: Die deutsche
Automobilindustrie hat sich in den letz-
ten Jahren nicht nur international, son-
dern auch am Standort Deutschland po-
sitiv entwickelt. Seit 2006 stieg die
Beschäftigung in der deutschen Auto-
mobilindustrie um sechs Prozent, der
Umsatz sogar um mehr als ein Viertel.
Und Deutschland wird von den befrag-
Inländische Standorte auch
künftig sichern.
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Matthias Wissmann, VDA-Präsident
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